Die Gaststätte Moske
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Dorfleben im Gasthaus
Das Gasthaus war- wie damals üblich - ein Mittelpunkt und Treffpunkt des Ortes. Da Wittkow
ein weit auseinandergezogenes Straßendorf war, kam ihm eine besondere Bedeutung für
das Gemeindeleben zu. Viele Bauern stellten ihre Kutschen vor dem Gottesdienst bei Moske
ab, gingen in die nahe liegende Kirche und kamen nachher zu einem Frühschoppen, dann
fuhr man mit der Kutsche nach Hause zum Essen oder blieb noch zu dem ein oder anderen
Bier. Dann wurde es schon einmal spät.
Fernfahrer, die die Reichstraße befuhren, en hier auch zu Mittag. Gerne trank man hier
das bekannte Grenzmark-Pils oder einen Kartoffelschnaps.
Um 1910 wurde ein großer, etwas zurückversetzter Saal an das Haus angebaut. Diesen
betrat man über eine Tür von der Schrotzer Straße, von der Hofseite oder durch den
Speiseraum hinter dem Lebensmittelladen. Von hier ging man ein paar Stufen hinunter. Im
Saal fand sich auch eine kleine Bühne für Aufführungen, auch eine Garderobe befand sich
neben der Bühne. Der Saal wurde mit einem eisernen Ofen geheizt. Die Herdstelle ist 2014
noch zu sehen
Den Saal nutzte man für Feiern, Tanzabende und für den Silvesterball, aber weniger für
Hochzeiten, dafür war Moske nicht eingerichtet. Diese feierte man oft in Deutsch Krone. Da
das Standesamt in Deutsch Krone war, erfolgte hier die Trauung und man feierte auch
gleich im Hotel vor Ort, z.B. im „Hotel Deutsches Haus“ in der Königstraße.
Ältere Jugendliche probten im Saal kleine Theaterstücke und führten sie auch hier auf, zu
Weihnachten auch Krippenspiele. Ein Sommerfest wurde auch im Saal veranstaltet, außer-
dem ein Waldfest im Wald
: Mit Ross und Wagen fuhr und ging man zu den Schnirken-
bergen kurz hinter dem Abzweig der Straße, die von Schrotz nach Wissulke führte. Dort gab
es eine kleine Bühne und Buden wurden dort aufgebaut
Die Räumlichkeiten
Vor dem Gasthaus Moske breitete sich ein weiter Vorplatz aus, von dem der Weg nach
Schrotz auch heute noch beginnt. Der Platz wurde auf der anderen Seite durch den großen
mit Obstbäumen bestandenen Garten des Moske begrenzt. Hier befrand sich auch ein
Gemüsegarten und eine große Laube an der Straße nach Deutsch Krone.
Am Haus war ein langer Balken angebracht. Kamen Reiter und Pferdekutschen wurden die
Pferde daran angebunden, später diente der Platz auch als Parkplatz für die nun zahlreicher
werdenden Autos.
In das Gasthaus gelangte man über wenige Stufen und befand sich in einem kurzen
schmalen Flur. Gleich links ging eine Tür zu der Poststube, hierhin wurde die Post
angeliefert, von Anna Bosold sortiert und von den Briefträgern abgeholt. In der Poststube
befand sich auch ein öffentliches Telefon.
Gleich daneben war die Tür zum Gastraum, Er war kombiniert mit einem
„Kolonialwarenladen“. Die Theke stand an der rechten Seite des Raumes. Sie diente
gleichzeitig als Verkaufstresen. Vor der Theke stand für die Gäste ein einzelner langer
Holztisch, er fungierte auch als „Stammtisch. Gegenüber stand ein Kanonenofen. Mittags
konnte man August Moske beobachten wie er vor dem ofen saß und seine Suppe löffelte.
Hinter der Theke standen an der Wand lange Regalreihen mit Schubkästen, in denen die
üblichen Lebensmittel wie Mehl, Salz, Zucker, Grieß, Haferflocken und was man so
brauchte, aufbewahrt wurden. Jedes Lebensmittel wurde pfundweise in Tüten gefüllt und
gewogen oder man brachte ein Gefäß von zu Hause mit. Ferner gab es Fässer mit Sauer-
kraut, Salzgurken, Gewürzgurken und auch Salzheringe aus dem Fass. Sie wurden einzeln
verkauft, das Stück zu 10 Pfennig. Auch Brot gab es hier. Das wurde zweimal in der Woche
von einer Bäckerei zu Moske gebracht. Allerdings besaßen viele Bauern und auch die Güter
eigene Backöfen, in denen regelmäßig Brot gebacken wurde. Das Mehl dazu ließ man in
der Mühle von Neumühl mahlen.
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Im Laden konnte man auch Peitschen und Holzschuhe kaufen: Quer durch den Raum war
ein Drahtseil gespannt, an ihm hingen diese Holzpantinen, die Peitschen für die Pferde-
fuhrwerke wurden in einer Ecke des Ladens angeboten.
Nach der Erinnerung von Prof. Kledzik gezeichnet. Er ist ein Neffe des August Moske. Zu ergänzen
ist im hinteren Flur die Treppe in das Dachgeschoß
Ging man durch den Laden hindurch, betrat man einen vornehmeren Gastraum, der auch
als Speiseraum diente. Er war für die etwas feineren Gäste vorgesehen. August Moske bot
Gästezimmer im Dachgeschoß an. Obwohl er mehrere hatte, kam es manchmal zu Eng-
pässen, dann musste improvisiert werden.
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Das Wasser für die Küche wurde täglich von einer Pumpe im Hof geholt und in das
Wasserfass in der Küche gefüllt. Das Wasser für das Vieh wurde in Eimern an einem
Tragholz vom Teich geholt. Das Tragholz war etwa 1m lang und wurde über die Schulter
gelegt. An beiden Seiten wurde je ein Wassereimer an ein Seil gehängt. So waren sie
leichter zu tragen.
Bemerkenswert ist die fensterlose Küche. Man sieht am Grundriss des Hauses, dass es
ursprünglich als reines Wohnhaus geplant war. Für die Küche wurde später nur der Flur
abgemauert.
Die Toiletten erreichte man im Hof, dorthin war es allerdings besonders im Winter ein
beschwerlicher und kalter Weg.
An der Rückseite der Gastwirtschaft befand sich links im Hof ein kleiner Anbau. Von hier
gelangte man über eine Treppe in den Eiskeller, wo die Lebensmittel gelagert wurden. Das
Eis wurde im Winter auf dem See geschlagen und diente im Sommer im Keller zur Kühlung
der Waren.
Hinter dem Haus lagen die Ställe und eine Scheune, denn August Moske bewirtschaftete ja
auch eigenes Land. Er besaß 1 Pferd , 4 Rinder und 3 bis 4 Schweine, baute Kartoffeln,
Zuckerrüben und Getreide an.
Das ganze Grundstück war umzäunt, zur Straße hin hat ein Bretterzaun gestanden, im Hof
stand zur Straße hin ein großer Eichenbaum.