Die Landwirtschaft in den 1930ern am Beispiel des August Moske
Eine erste Beschreibung
3. Teil
Das Anwesen Moske war früher eine reine Landwirtschaft. 1859 gehörten dazu etwa 78 Morgen,
1873 waren es gut 140 Morgen. Im Laufe der Zeit kam immer wieder Land dazu, gekauft oder geerbt,
einiges wurde aber wieder verkauft, insbesondere als der letzte reine Landwirt Wilhelm Schmidt die
Landwirtschaft in Wittkow aufgab und 1875 an Raimund Schröder, Anton Mallach und das
eigentliche Gasthausgrundstück Nr. 27 des Hypothekenbuches incl. Ackerland an Johann Juhnke
verkaufte. Der nutzte es ja ab etwa 1876 als Gasthaus. So besaß August Moske 1945 noch ca. 40
Morgen Acker und den großen Hausgarten gegenüber, dazu die Hälfte des Teiches, den er sich mit
dem Schuhmachermeister Clemens Prodöhl teilte.
Für August Moske war die Arbeit in der Gaststätte und in der Landwirtschaft ohne Hilfe nicht zu
schaffen. Insgesamt sollen 2 Arbeiter bei ihm beschäftigt gewesen sein, unter anderem der alte
Knecht Hannemann. Er verstarb aber Anfang 1940 im hohen Alter. Ob er im Haus gewohnt hat, ist
unklar.
Wie bei den anderen Bauern auch, halfen bei Moske oft ältere Kinder, so auch Werner Dräger und
Erwin Lukowski (*um 1934): Sie hüteten Kühe, halfen beim Kartoffellesen oder bei anderen
Arbeiten. Die Familie Lukowski wohnte im Haus des Gemeindedieners Franz Smoszinski ganz in der
Nähe von Gut Wittkow. Der Vater Johannes Lukowski arbeitete anfangs bei verschiedenen Bauern,
später in Zechendorf auf der Fuchsfarm. Er war mit einer Martina Dobberstein verheiratet.
Für Werner Dräger (*1925) war die Versuchung, in das Moske´sche Geschäft zu gehen, immer sehr
groß. Seine Eltern, Bernhard Dräger und Olga Szekowski, kamen 1928 aus Breitenwerder/Netzbruch
nach Wittkow wohnten in dem zum Gut gehörenden langgestreckten Arbeiterhaus am Gut Wittkow.
Es ist heute noch bewohnt. Dort arbeitete der Vater als Kutscher. Werners Nachhauseweg von der
Schule führte ihn somit immer am Gasthaus Moske vorbei. Oft ging er in den Laden und kaufte sich
eine Flasche Limonade oder etwas Süßes. Wenn August Moske ihn fragte: „Werner, kannst du mir
beim Rosswerk helfen?“, hatte Werner hatte natürlich Zeit und Taschengeld konnte er immer
gebrauchen. Damit seine Mutter sich nicht sorgte, rief August Moske bei Maria Smoszinski an und
bat sie, bei der Mutter Dräger Bescheid zu sagen. Franz Smoszinski, der Gemeindediener besaß
schon ein Telefon. Ihm gehörte ein Haus ganz in der Nähe der Drägers. Maria trug auch beim Gut die
Post aus. Mit Werner kümmerte sie sich dann um das Häckselwerk bei Moske. Im Herbst und im
Winter wurde auf dem Hof gedroschen, auch dabei half Werner Dräger. Es waren damals einfache
Maschinen, trotzdem nicht ganz billig, da brauchte man jede Hand.
Aus einer Anzeige im Amtsblatt der Regierung zu Marienwerder von 1844
Beide Jungen halfen nicht nur bei Moske, sondern auch bei anderen Bauern in Wittkow und, vor
allem im Herbst, beim Gut Rosenthal, dem Gut Wittkow und Birkenfelde oder auch beim Gut
Mallach. Dann kamen auch viele andere Familien zum Einsatz und verdienten sich so etwas Bargeld.
Der Maschinenpark der Bauern war damals noch nicht so üppig wie wir ihn heute kennen. Auch war
die Zeit der Dreschflegel noch nicht sehr lange vorbei.
Viele der Bauern besaßen nur einfache Maschinen, dazu gehörte vor allem ein Hächselwerk, mit dem
das Stroh klein geschnitten wurde, um es an Kühe und Pferde zu verfüttern. Dazu gaben die Bauern
im Herbst oft die „Schlempe“, ein Rückstand, der bei der Schnaps-brennerei aus Kartoffeln entstand.
Da elektrische Maschinen oder Traktoren, wie der Lanz Bulldog, erst langsam zum Einsatz kamen
vor allem bei den größeren Bauern und den Gütern - wurden diese Maschinen mit einem
„Rosswerk“ angetrieben. Bei Moske befand es sich hinter dem Wirtshaus im Hof.
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Hauptbestandteil des Rosswerks war ein Getriebe, das durch einen „Göpelgang“ angetrieben wurde.
Dabei „liefen Pferde im Kreis - sie waren an einer 3,5 bis 4m langen Holzdeichsel angeschirrt. Oft
ging ein Kind mit einer Peitsche in der Hand hinter dem Pferd her. Die Drehbewegung wurde über
ein Getriebe mittels einer langen Welle zu den Maschinen in der Scheune übertragen. Bei Moske
verlief diese Welle auf der Erde. Das hatte den Nachteil, dass das Pferd immer darüber steigen
musste. Werner Dräger erzählt, dass es sich aber schnell daran gewöhnt hatte. Bei anderen
Rosswerken wurde die Antriebswelle im Boden eingelassen oder verlief in etwa 2,5 - 3 m Höhe, so
dass die Pferde darunter hindurch gehen konnten.
Durch das Getriebe wurde die Drehzahl wesentlich erhöht: Während die Pferde etwa 2,5 Mal in der
Minute im Kreis liefen, drehten sich die Maschinen durch die Übersetzung mit etwa 100
Umdrehungen pro Minute.
Das Getreide wurde meist im Winter gedroschen, bis dahin wurde es in den Scheunen gelagert. In
der Mitte der Scheune blieb immer ein Gang, die Tenne, frei. Sie diente als Platz für die
Pferdefuhrwerke und als Platz für die Dreschmaschinen etc.
Das Rosswerk diente auch zum Betrieb der zunächst einfachen Dreschmaschinen bei denen sich
drehende, mit Stiften bestückte, Trommeln die Körner aus den Ähren herausschlugen. Da viel Spreu
anfiel, wurde sie später mit einer kleinen Windmaschine von den Körnern getrennt. Auch sie wurde
mit dem Göpelgang angetrieben. Dabei halfen wieder die größeren Kinder mit.
An Maschinen besaßen viele Bauern einen Kartoffelroder und natürlich Pflüge, Wagen und Kutschen.
Der eine oder andere besaß auch schon einen Binder zum Mähen und Binden der Garben beim
Getreide.
Die Bewohner des Gasthauses Moske alles Verwandte
August Moske muss ein großer starker Mann gewesen sein. Sein Neffe erzählt, falls Ein-brecher
nachts versuchten in die Gaststätte einzubrechen, habe er seine Stiefeln angezogen, sich eine
Peitsche genommen und die Diebe damit verjagt.
Auch als die Nazis an die Macht kamen, sei er nicht furchtsam gewesen. Anfang 1933 hing in der
Gaststube noch ein Hindenburgbild. Ein Besucher nahm es von der Wand und warf es unter den
Tisch, wohl damit ein Hitlerbild aufgehängt werden konnte. Moske hob das Bild wieder auf und
hängte es an seinen alten Platz zurück.
Mit August Moske lebten in der Gaststätte noch einige Verwandte:
Anna Krakau. Sie war eine Schwester des August Moske und mit Alex Krakau verheiratet. Im Jahr
1953 verstarb sie in Altentreptow.
Ihr Mann, Alex Krakau kümmerte sich um die Gastwirtschaft. Im 100 000 Mann Heer war er
Stabsfeldwebel bei der Kavellerie und schied unter ungeklärten Umständen aus der dem
Militärdienst aus, im 2. Weltkrieg kämpfte er aber wieder bei der Wehrmacht und fiel vor Narvik.
Beide hatten eine Tochter und einen Sohn: Charlotte Krakau, später verheiratete Warmbier, und
Herbert Krakau.
Alex Krakau war auch weitläufig mit August Moske verwandt: Sein Vater heiratete eine Cousine von
ihm.
In der Gaststäte lebte auch Anna Bosold. Sie führte die Poststation. In den 1940ern verstarb sie in
Wittkow. Ihr Bruder, Michael Bosold, war mit Auguste Moske, einer anderen Schwester des August
Moske verheiratet. Sie lebten aber nicht mit im Hause.
Sie alle, August Moske, Anna Bosold und Michael Bosold starben noch in Wittkow wurden dort
bestattet. Ihre Gräber waren aber 1990 nicht mehr auffindbar.
Nach dem Tode des August Moske (1943 mit 83 Jahren) übernahm seine Cousine Charlotte
Warmbier, geb. Krakau, die Wirtschaft. Charlotte wurde 1917 geboren und muss später wohl für
kurze Zeit in Berlin mit ihrem Mann, Karl Warmbier, gewohnt haben. Dort bekammen sie ihren Sohn
Joachim Warmbier.
Charlotte Warmbier war es auch, die im Januar 1945 mit ihrer Mutter, ihrem Onkel Gustav Wellnitz
(verh. mit Martha Moske, +1940), einer Russin und noch einigen anderen aus Wittkow floh. Ende der
1950er Jahre lebte sie in Salzwedel.
Heute ist von dem Gasthaus am Abzweig zum Gut Wittkow / Neumühl nichts mehr zu sehen, einzig
der Saal blieb erhalten und wurde umgebaut in einen Kiosk.